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Mittwoch, 10. Dezember 2014

Ein Offener Brief.

Hallo ihr Lieben,

wer hätte es gedacht, ich bin es 'mal wieder. Heute möchte ich, nicht ganz uneigennützig, einen offenen Brief an alle Elternteile richten, die versuchen, dem anderen Elternteil die Kinder wegzunehmen. Ausgenommen sind hierbei natürlich Situationen, in denen eine echte Kindeswohlgefährdung durch den Umgang mit dem "fraglichen" Elternteil besteht.


Liebe Väter, liebe Mütter,

ich möchte mich heute, im Namen all eurer Kinder, an euch wenden, in der Hoffnung, euch die Augen für etwas zu öffnen, das ihr vielleicht so noch nicht bedacht habt und im Bestreben darin, euch zu zeigen, was ihr euren eigenen Kindern tatsächlich antut.
Wenn eine Partnerschaft zu ende geht, gibt es meist einen, der sie beendet und einen, für den sie beendet wird. Das ist besonders dann eine herausfordernde Situation, wenn gemeinsame Kinder im Spiel sind. Meist ist nach der Trennung ein Elternteil zutiefst verletzt. Aus diesem Gefühl heraus entsteht sehr leicht eine gewisse Wut und es ist immer der erste Impuls, diese an dem anderen Elternteil auszulassen. Aber ihr müsst dabei bedenken, dass ihr in dem Moment, in dem ihr Eltern wurdet, eine Verantwortung für mehr als euch selbst übernommen habt. Eure Kinder sind auf euch angewiesen, um ein glückliches, unbeschwertes Leben führen zu können. Auch nach einer Trennung ändert sich dieser Umstand nicht. So ist es von erheblicher Wichtigkeit, dass ihr euch zurücknehmt, dass ihr, egal wer was getan hat, immer zuerst an eure Kinder denkt. Redet also nicht schlecht von dem anderen Elternteil vor euren Kindern. Auch dann nicht, wenn sie vermutlich nicht zuhören. Sie bekommen es mit und werden dadurch in einen Konflikt gebracht, den kein Kind durchmachen sollte. Ihr zwingt eure Kinder dazu, sich entscheiden zu müssen. Entscheiden, zwischen zwei Menschen, die sie von ganzem Herzen lieben. Entscheiden, zwischen zwei Menschen, die den Kindern alles bedeuten.

Versucht auch nicht, den Umgang mit dem anderen Elternteil zu unterbinden. Eure Kinder brauchen beide Eltern. Den Vater und die Mutter. Keiner von euch ist wichtiger als der andere. Keinem von euch "gehören" die Kinder. Selbst, wenn eure Partnerschaft gescheitert ist, so bleibt ihr doch immer Eltern. Gemeinsam. Nicht allein. Ihr müsst euer Ego, eure Gefühle und euren Stolz zurücknehmen. Ihr müsst eine sprichwörtliche "Faust in der Tasche" machen und weiterhin zusammen für eure Kinder sorgen. Jeder Elternteil, der versucht, die gemeinsamen Kinder zu entfremden, lügt sich selbst an, wenn er sagt: "Ich liebe meine Kinder!" Denn wenn ihr eure Kinder wirklich lieben würdet, dann würdet ihr ihnen so etwas niemals antun. Wenn ihr eure Kinder als Instrument nutzt, um den anderen Elternteil zu bestrafen, zu verletzen oder euch eine finanziell bessere Situation zu verschaffen, schickt ihr eure Kinder durch die Hölle. Ihr traumatisiert sie fürs Leben.

Also nehmt euch zurück! Findet ein Umgangsmodell, das den Bedürfnissen eurer Kinder gerecht wird. Selbst, wenn ihr dafür zurückstecken müsst. Gebt eure Kinder nicht wie ein Paket an der Haustür ab. Geht noch kurz mit rein und trinkt zusammen einen Kaffee. Eure Kinder werden vor Glück fast umkommen, wenn sie Mama und Papa zusammen an einem Tisch sehen. Dabei ist es egal, über was ihr redet, solange ihr nicht streitet. Unterstützt den anderen Elternteil beim Umgang. Gebt ihm beispielsweise Kleidung, Spielzeuge oder Ratschläge mit und tauscht euch in der Zeit, in der ihr euren Kaffee trinkt, miteinander über eure Kinder aus. Unterstützt eure Kinder dabei, EURE Trennung zu verkraften. So gibt es z.B. spezielle Kinderbücher (für verschiedene Altersklassen), die sich gezielt mit diesem Thema beschäftigen. Vergesst den anderen Elternteil auch nicht, wenn er/sie nicht anwesend ist. Bindet ihn in euren Alltag mit ein, indem ihr mit euren Kindern über den anderen Elternteil sprecht. Bastelt zusammen für den anderen Elternteil. Ermutigt eure Kinder dazu, auch mit dem anderen Elternteil zu telefonieren, wenn gerade kein Umgang stattfindet. Helft euren Kindern dabei, Geschenke auszusuchen (bei Geburtstagen oder an Weinachten). Lasst eure Kinder mit der Aufgabe, es zu verkraften, dass auf einmal jemand fehlt, nicht allein. Helft ihnen, denn das ist eure Aufgabe. Das ist eure Pflicht.

Achtet auch darauf, dass eure Familien und Freunde nicht schlecht über den anderen Elternteil reden. Auch das nehmen eure Kinder auf und müssen, im schlimmsten Fall allein, damit fertig werden. Lasst euch nicht beeinflussen, nicht von Freunden, nicht von der Familie, nicht von den Medien, von niemandem. Bildet euch immer eure eigene Meinung. Ihr müsst gemeinsam eine Lösung für eure Kinder finden, denn ihr seid die Eltern, euch brauchen eure Kinder
Auch wenn euer Ex-Partner jemanden Neues findet, dürft ihr eure Gefühle nicht über das Wohl eurer Kinder stellen. Seht darin viel mehr eine Gelegenheit für eure Kinder, neue Erfahrungen zu machen. Es ist doch immer schön, wenn neue Menschen in unser Leben und das Leben unserer Kinder treten, die es gut mit uns/mit ihnen meinen. Der neue Lebenspartner wird unter Umständen einen wichtigen Platz im Leben eurer Kinder einnehmen, aber er wird euch als Mutter oder Vater niemals ersetzen. Meistens wollen die neuen Lebenspartner das auch nicht. Wenn ihr der Elternteil seid, der einen neuen Lebenspartner hat, denkt bitte daran, dass dieser sich eurem Leben anpassen muss. Meint euer neuer Lebenspartner es ernst mit euch, wird er auch nicht verlangen, den anderen Elternteil aus eurem Leben zu verbannen. Auch ihr dürft dem Trugschluss nicht erliegen, dass EURE neue Beziehung nur dann Erfolg haben kann, wenn der andere Elternteil ausgegrenzt wird, denn ihr werdet IMMER gemeinsam mit eurem Ex-Partner Eltern sein. Solange ihr lebt. Das Band, das euch als Eltern verbindet, ist undurchtrennbar. Es wird für immer bestehen, egal wie sich euer Leben verändert.

Wenn ihr 'mal Klärungbedarf habt, in welchem Fall auch immer, lauft nicht direkt zum Anwalt, zum Jugendamt oder zum Familiengericht, denn das bringt nur Streit, den eigentlich niemand gebrauchen kann. Eure Differenzen dürfen dem Wohl eurer Kinder niemals im Wege stehen. Das könnt ihr nur zusammen erreichen. Das kann kein Richter der Welt für euch übernehmen.


Also bitte, überlegt euch jedes Mal bevor ihr etwas tut, was ihr euren Kindern damit antun könntet, denn am Ende geht es nicht darum, wer Recht hat, wer wem eins auswichen kann, wer wann irgendetwas falsch gemacht hat oder wer wem etwas angetan hat. Am Ende geht es nur um eure Kinder und darum, ob ihr die Seelen eurer Kinder zerstört oder nicht.

Abschließen möchte ich diesen Brief mit einem meiner Lieblingszitate.


"Das Kind hat von tausend Waffen, die wir Erwachsenen in Kunst, Wissenschaft, Erfahrung finden, keine einzige. Es hat nichts als sein kleines, unbeschütztes, nacktes Herz, das wir ebenso leicht erheben als zu Boden schlagen können." - Franz Horn

Bitte nehmt euch dies zu Herzen und handelt dementsprechend.

Alles Gute,
Thomas