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Montag, 19. Januar 2015

Eine traurige Geschichte


Hallo ihr Lieben,

mir wurde vor kurzem, von einem Trennungskind das mittlerweile erwachsen ist und selbst Kinder hat, eine grauenhafte Geschichte erzählt. Diese handelt von seiner Kindheit. Ich habe ihn gefragt ob ich sie veröffentlichen darf und er hat zugestimmt. Er möchte jedoch, verständlicher Weise, anonym bleiben.

 "Ich komme aus einer mittelständigen Familie. Meine Mutter hatte es sicher nicht leicht mich und meinen Bruder alleine zu erziehen. Damals war alleinerziehend sein noch nicht so in Mode, wie es heute manchmal scheint. Sie hatte einen Vollzeitjob und einiges durchgemacht. Meinen Vater habe ich mit 18 Jahren erst kennengelernt. Ganz zufällig. Aber da komme ich später drauf zurück. Wie dem auch sei, es hatte seine Gründe, dass ich ihn erst so spät kennen gelernt habe. Denn er hat bis zu diesem Tag einen Großteil seines Lebens im Gefängnis verbracht. Er war ein Vergewaltiger, Schläger, Drogensüchtig, Alkoholiker und hat versucht meine Mutter zu ermorden. So wurde es mir berichtet. Diese Anschuldigungen wurden mir nie belegt, aber ich glaube sie. Denn ich hatte ja das Vergnügen ihn kennen lernen zu "dürfen".


Jedenfalls brachte dies für mich und meinen Bruder einige Unannehmlichkeiten mit sich. Aber im Zuge dieses Beitrags lasse ich meinen Bruder außen vor. Er hat es anders in Erinnerung als ich. Ob das nun an Selektiver Wahrnehmung, Verdrängung oder anderem liegt kann ich nicht sagen, dies soll hier auch nicht das Thema sein.


Meine Mutter hat immer alles getan damit wir es gut hatten. Sie hat sich krumm gelegt um uns etwas bieten zu können. Sie hat es sogar geschafft, und das bewundere ich an ihr, als allein erziehende Mutter mit zwei Söhnen, eine Eigentumswohnung zu erwirtschaften.

Wir hatten nie viel, aber alles was wir brauchten. Der Rest meiner Familie hat immer einen gewissen Abstand zu mir gehalten. Ich war halt "dem sein Sohn". In den ersten Jahren habe ich das kaum bemerkt, denke ich, Wie auch es gab keinen Vergleich. Irgendwann bekam ich allerdings erst eine, dann zwei Cousinen. Von da an kann ich mich an nichts Schönes, im Umgang mit der restlichen Familie, erinnern. Ich kann mich noch sehr gut an einen Tag erinnern, der für Kinder immer etwas Besonderes sein wird. Es war Heiligabend. 


Wir trafen uns wie immer bei Oma und Opa, es wurde dasselbe wie jedes Jahr aufgetischt und gegessen. Bei der Bescherung bekam ich große Augen. Es lag ein riesen Berg an Geschenken unterm Baum. Daneben vier weitere. Als erstes, wie sollte es auch anders sein, durften die Cousinen ran. Sie packten Geschenk um Geschenk aus und der Berg wurde immer kleiner. Bis er auf einmal ganz weg war. Nun durfte ich meine Geschenke öffnen. Zwei an der Zahl, ich war so aufgeregt. Im ersten waren vier Paar Socken. Im zweiten 2 Pfund Kaffee. An den Rest des Abends kann ich mich nicht erinnern. So ging es Jahr um Jahr weiter. Ich fühlte mich auch ansonsten wie ein aussätziger.


So fing ich an zu rebellieren, machte Unsinn und lies mich auf die falschen Leute ein. Was mir dann von der Familie entgegen kam war klar. "Wie der Vater so der Sohn".

Irgendwann bekam ich aber doch die Kurve. Das habe ich meiner damaligen Klassenlehrerin zu verdanken. Sie hat an mich geglaubt, mir zu gesprochen und mir gezeigt das ich alles schaffen kann, wenn ich es will. So kam es also dazu, dass ich eine Lehrstelle als Koch in einem der besten Restaurants Deutschlands ergatterte. Ich war so stolz. ich dachte; "Jetzt hab ich´s euch gezeigt! Ich bin nicht mein Vater! Jetzt müssen sie mich Loben!". Meine Mutter war auch sehr stolz auf mich. Mein Onkel sagte "Erst mal musst du die Lehre schaffen" drehte sich weg und das Gespräch war beendet. Die anderen reagierten ähnlich. Ich war am Boden zerstört. All meine Hoffnung auf Anerkennung, Zuspruch oder Liebe waren wie weg gewischt.

Diese Gefühle trug ich über Jahre hin mit mir. Ich war leer. Ich habe die Lehre durch gezogen und als Klassen bester bestanden. Mehr aus Sturheit als aus glaube an mich selbst. Während meiner Lehrzeit starb mein Opa. Ich besuchte ihn im Krankenhaus, er winkte mich an sein Bett, wollte mit mir unter vier Augen reden. Ich verspürte tatsächlich einen Funken von Hoffnung, dass er vielleicht jetzt, am Ende, einmal etwas Nettes sagt. "Pack deine Sachen und verschwinde aus dem Leben deiner Mutter, das ist für alle das Beste." Waren seine Worte. Er starb, ich habe nicht geweint. Ich fühlte nichts, so wie die Jahre davor.


Nach meiner Lehre habe ich jeden Kontakt zu meiner Familie abgebrochen. Auch zu meiner Mutter. Denn sie hätte mich beschützen müssen. Ich war ganz am Anfang ein kleines Kind das sich nicht selbst gegen sowas verteidigen kann, dass es nicht mal verstehen kann. Sie hätte sich vor mich stellen müssen, sagen müssen "bis hier hin und nicht weiter". Was tat sie? Sie schaute weg.

Heute verdrängt sie dies, wird wütend wenn man sie drauf anspricht. Das habe ich ihr verziehen. Aber ich kann es nicht vergessen.




Kommen wir nun zu meinem Vater. Ich bin nicht sicher ob ich ihn so bezeichnen soll. Allerdings ist das Wort Erzeuger heute so dogmatisiert, vor allem in dem Kontext in dem dieser Blog sich befindet, das ich auch diese Wort vermeiden will. Also bleiben wir einfach bei Vater.


Ich habe tatsächlich, nur eine einzige Kindheitserinnerung an ihn. Diese ist komischerweise eine echt schöne. Er hatte uns wohl zum Umgang abgeholt und fuhr mit uns, in seinem Auto, zu sich nach Hause. Dort gab es eine Tiefgarage. Er nahm mich auf den Schoss und wir lenkten das Auto gemeinsam in die Tiefgarage. An mehr kann ich mich nicht erinnern.
Jedenfalls erzählte meine Mutter mir, als ich "alt" genug war über ihn. Was er alles verbrochen haben soll, was für ein schlechter Mensch er gewesen sein muss. Ich wusste von ihm ansonsten nur, das er meinem Bruder wie aus dem Gesicht geschnitten sei und auf den Knöcheln der rechten Hand das Wort L O V E tätowiert hat.
Es war mein 18er Geburtstag, ich saß im Zug nach Hause von der Berufsschule. Der Zug war, wie immer überfüllt. Also ging ich bis ans Ende des Zuges und setzte mich neben einen, nach Urin und Alkohol riechenden Mann. Er kam mir bekannt vor. So betrachtete ich ihn und mir viel die Ähnlichkeit zu meinem Bruder auf. Auch das Tattoo war dort wo es mir beschrieben wurde. Ich wurde nervös, starrte ihn an, knackte mir den Fingern. Er drehte sich nach einer Weile zu mir und lallte "Hast du ein Problem? Willst eins aufs Maul oder was?". Ich sah ihn an und fasste mir ein Herz; "Kann es sein das sie Max Mustermann sind? Mal mir Maxima Mustermann verheiratet waren?" Er nickte verdutzt und ich stellte mich vor; "Ich bin dein Sohn". Wir unterhielten uns, was nicht ganz einfach war, denn er war sturzbesoffen. Ich hatte kein gutes Bild von ihm. Als wir dann zusammen den Zug verließen fragte er mich ob ich ihm nicht etwas Geld "leihen" könnte. Ich wurde wütend, brüllte ihn an wie er mich bei unserem ersten treffen, an meinem Geburtstag nach Geld fragen könne, er ging auf mich los. Ich verteidigte mich. Danach sah ich ihn nie wieder.



Einige Jahre später machte ich eine Therapie. Arbeitet Dinge auf, die mir nicht klar waren. Es half mir sehr und ich wurde ein anderer Mensch. Aber auch heute fällt es mir schwer mich daran zu erinnern. Ich schreibe dies unter Tränen.


So ist es, nach all dem, wohl verständlich das ich es immer besser machen wollte als mein Vater. Es immer noch besser machen will.



Heute bin ich, nach der Trennung, ein neuer Mensch. Mein Herz ist größer geworden, mein Horizont hat sich erweitert, ich denke zuerst an andere dann an mich, die Meinungen anderer sind mir wichtig, ich habe gelernt zu Lieben, zu meinen Gefühlen zu stehen und diese auszudrücken. Ich bin mit meinem Leben eigentlich sehr zufrieden. Als ich über diesen Beitrag nachdachte, mein Leben reflektierte, wurde mir bewusst wie paradox es doch ist. So schlecht mein "Start" auch war, alles kann gut werden."

Ich denke dies ist ein hartes Beispiel für P.A.S. Auch wenn der Vater wirklich so ein Mensch gewesen ist, sollte man Kinder damit nicht konfrontieren. Erst recht nicht in diesem Ausmaß. Es ist tragisch und unverständlich was diesem Herrn in seiner Kindheit alles angetan wurde. Diese Erzählung sollte uns allen zu denken geben.
Alles Gute,
Daddy.

Samstag, 17. Januar 2015

Von Vätern und Kindern...




Hallo ihr Lieben,
ich habe in den letzten Wochen und Monaten mit vielen Müttern gesprochen, die, scheinbar böswillig, den Kontakt der Kinder zum Vater einschränken oder gar ganz unterbinden wollten. Ich konnte einfach nicht verstehen, wieso jemand so etwas tun kann. Also fing ich an, nachzuforschen. Ich habe Mütter angeschrieben, frei und offen, sie gefragt, ob sie bereit wären, mit mir darüber zu reden, es mir zu erklären und mir ihre Beweggründe mitzuteilen. Dabei hat sich für mich etwas erstaunliches herauskristallisiert.
Die meisten sagten mir: "Mein Ex-Mann hatte nie Interesse an unseren Kindern gezeigt. Sie hatten keine Bindung zueinander, wie ich sie zu den Kindern habe. Ich hatte einfach Bedenken, ihn, da er sich ja nie interessiert hat, mit den Kindern allein zu lassen. Ich hatte Angst."
Klar, das ist keine repräsentative Studie oder ähnliches, aber es hat mich nachdenklich gemacht, denn auch ich tat mich anfangs schwer mit meinen Kindern. Ich habe sie geliebt, ich war glücklich und stolz wie Oskar. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass die Bindung zwischen Mutter und Kind eine andere ist, als zwischen mir und den Kindern. Damals habe ich nicht weiter darüber nachgedacht. Heute ist das anders. Ich hatte immer schon ein, wie ich finde, sehr gutes Verhältnis zu unseren Kindern. Aber jetzt, nach der Trennung, ist sie viel intensiver als früher. Aber jetzt greife ich schon voraus.
Erst einmal möchte ich versuchen, etwas Licht auf das Thema Bindung zur Mutter zu werfen.
Eine Mutter hat von dem Moment der Zeugung an einen "direkten Draht" zu dem gemeinsamen Kind. Damit meine ich nicht die Nabelschnur, ich meine den Kontakt. Väter und Mütter bauen während der Schwangerschaft eine emotionale Bindung zum Kind auf, das ist klar. Aber ihr Mütter habt etwas, das wir Väter niemals haben werden: Ihr habt auch körperlichen Kontakt. Ihr könnt vom ersten Moment an Einfluss auf das Kind nehmen. Esst ihr z.B. während der Schwangerschaft gerne Orangen, wird vermutlich auch das Baby diese gerne essen. Es ist euer Herzschlag, den das Kind ununterbrochen (mit ca 90db) hört. Es fühlt eure Wärme und hört eure Stimme. Klar kann das Kind auch die Stimme des Vaters wahrnehmen, diese aber in einer anderen Form. Die Stimme der Mutter dringt direkt zum Baby vor - über die Vibrationen durch den Körper an das Babyohr. Die Stimme des Vaters kommt von außen und verliert so an Substanz, bis sie an das Babyohr dringt. Ihr teilt so viel mit den Kindern, schon bevor sie geboren werden. Dinge, die uns Vätern verwehrt bleiben. So ist es klar und verständlich, dass ihr bereits vor der Geburt eine ganz andere, aber nicht stärkere Bindung zu den Kindern aufbauen könnt, als wir Väter es können.
Erst nach der Geburt können wir Väter "richtig" beginnen, eine Bindung durch körperlichen Kontakt aufzubauen. Allerdings habt ihr auch hier wieder Vorteile, die uns Vätern vorenthalten bleiben. Ihr könnt stillen. Manche Mütter machen es nicht, andere können es nicht. Aber die Mütter, die es machen, haben die Möglichkeit, die Bindung noch weiter auszubauen. Klar können wir Väter auch mit der Flasche zufüttern, aber wir sind uns wohl alle einig, dass es etwas anderes ist, aus einer Brust zu trinken, aus dem Körper der Mutter ernährt zu werden, als aus einer Plastikflasche.
Danach dauert es zumeist nicht lange, bis viele Väter, so wie ich, wieder arbeiten gehen. Irgendwer muss die Familie ja ernähren und dafür sorgen, dass die Lieben alles haben, was sie brauchen. Noch immer werden viele Väter in der heutigen Zeit dazu erzogen und gelenkt, der Ernährer zu sein. Diese Männer sorgen dafür, dass Geld ins Haus kommt. Unsicherheit und Angst vor der neuen und ungewissen Situation, auch in finanzieller Hinsicht, treiben diese Männer, so wie mich, meist dazu an, noch mehr zu arbeiten. Dadurch geht ihnen natürlich einiges an Zeit verloren, die wir ansonsten zum Aufbau der Bindung zu unseren Kindern nutzen könnten.
Dieses Problem habt ihr, die ihr zu Hause bleibt und sich nur um das Kind kümmert, nicht. Ihr habt "24/7" Zeit, um eure Bindung zu stärken und zu festigen. Kommen solche allein- oder hauptverdienenden Väter dann nach Hause, sind sie müde und gestresst von der Arbeit. Die Kinder sind entweder schon am Schlafen oder gehen bald zu Bett. Da fehlt also auch wieder die Zeit, um Bindungen aufzubauen und zu festigen. Klar, auch ihr seid, wenn er nach Hause kommt, sicherlich genauso gestresst und müde. Immerhin ist Hausfrau und Mutter zu sein kein Stück weniger anstrengend, als arbeiten zu gehen. Aber, und dies vergessen viele, in der Zeit, in der ihr eurer Arbeit als Hausfrau und Mutter nachgeht, habt ihr das Kind immer um/bei euch. Ihr erlebt den Alltag gemeinsam. Das bleibt dem Vater in diesem Beispiel vorenthalten. So bleibt nur das Wochenende, um wirklich Zeit mit den Kindern zu verbringen. Da wird allerdings meist nicht der Alltag gelebt, sondern etwas unternommen. Es werden Ausflüge gemacht, Verwandte und Freunde besucht, Gartenarbeit erledigt, Dinge am Haus oder der Wohnung in Ordnung/in Stand gebracht (was meist der Vater erledigt) oder mal ein ruhiger Tag verbracht. Die Alltagserfahrungen, die ihr als Mutter sammeln könnt, gehen uns, unter der Woche Vollzeit arbeitenden, oft auch Überstunden machenden Vätern, meist komplett verloren.
So ist es, denke ich, doch sehr verständlich, dass es all diesen vielen Vätern schwerer fällt, eine vergleichbare Bindung zu den Kindern aufzubauen.
Nach einer Trennung ändert sich dies, vermeintlich, nicht. Das Gegenteil wird angenommen. Er sieht die gemeinsamen Kinder ja weniger als vorher, schließlich wird ja nicht mehr im gemeinsamen Haushalt gelebt.
So ist es doch klar, dass wir, eure Männer, keine "echte" Bindung zu den Kindern aufbauen können, oder? So ist es doch verständlich, die Kinder vor der Situation, einem "Fremden" ausgesetzt zu sein, teilweise schützen zu wollen, oder?
In der Realität ist es, Gott sei Dank, meistens das genaue Gegenteil. Aus meiner eigenen Erfahrung, den Gesprächen mit einigen Vätern, Müttern und Trennungskindern, kann ich euch sagen, dass die Bindung sich verstärkt. Diese Väter und deren Kinder haben mir berichtet, dass sie den jeweils anderen nach der Trennung öfter sehen, als in der Ehe, dass sie mehr Zeit miteinander verbringen, als jemals zuvor, dass die Zeit, die miteinander verbracht wird, eine ganz neue Qualität bekommt, dass sich eine Bindung aufbaut, die vorher niemals gegeben war, vielleicht nicht mal möglich gewesen wäre. Damit will ich nicht sagen "Trennt euch, damit eure Bindung besser wird". Ich will damit nur sagen, dass es ein Trugschluss ist, zu glauben, dass nach Trennung keine Bindung aufgebaut werden kann.
Aber gehen wir noch einmal zurück an den Anfang. Nach der Geburt besteht bereits eine Bindung zwischen Vater und Kind. Diese ist sicherlich anders, als die zwischen Mutter und Kind, aber keineswegs geringer zu schätzen, weniger intensiv und vor allem nicht weniger wichtig. Ich habe mit einer Mutter gesprochen, in deren Fall sich Vater und Kind erst einige Zeit nach der Geburt wirklich kennenlernten. Diese berichtete mir von ihren Erfahrungen und sagte: "Ich behaupte felsenfest, dass da trotzdem ein starkes unsichtbares Band die beiden verbindet und sie das auch spüren. Zu sagen, da ist keine Bindung, wäre in jedem Fall falsch".
Ich finde dies ist ein tolles Statement, vor allem da es von einer Mutter kommt, die einiges durchzustehen hatte.
Um zu verstehen, wieso es manchen Müttern so vorkommt, als wäre da keine Bindung, als gäbe es kein Interesse, ist - denke ich - wichtig zu verstehen, dass viele Männer und Frauen Dinge einfach ganz anders wahrnehmen. Auch drücken viele Männer Zuneigung oft anders aus, als es Frauen tun. Es kommt nicht von ungefähr, dass es immer wieder Beispiele wie "Zwei Männer in einer Bar führen eine Unterhaltung, der eine sagt 'mHHm', der andere antwortet 'hmhm'. Gespräch Ende" gibt. Solche Beispiele illustrieren, das noch immer viele Männer von Geburt an dazu getrieben werden "hart" zu sein. Gefühle sind für Waschlappen. Was meint ihr wohl, wieso es manchen Männern so schwer fällt, Gefühle zu zeigen oder gar zu weinen, wenn jemand anderes es sehen kann. Auch ich bin da ein gutes Beispiel. Ich halte mich für emotional sehr ausgeglichen. Ich kann Gefühle zeigen und diese auch zum Ausdruck bringen, aber es fällt mir trotzdem schwer z.B. zu weinen, wenn andere anwesend sind. Auch ich wurde von klein auf darauf konditioniert, ein "MANN" zu sein. Das legt man(n) nicht einfach so von heute auf morgen ab. Nicht nur sehr viele Frauen bekommen ein Idealbild durch die Medien aufgezwungen. Sehr vielen von uns Männern geht es da ganz genauso. Es ist also wichtig zu versuchen, sich in den anderen hineinzuversetzen. Zu verstehen, dass wir, ebendiese Männer, die in Rollenzwängen gefangen sind, unsere Kinder nicht weniger lieben, als ihr es tut, auch wenn wir es anders zeigen, als ihr.
Bitte nehmt euch dies zu Herzen. Denkt darüber nach. Stellt euch vielleicht auch mal selbst in Frage und am aller aller wichtigsten, hört nicht (immer) auf andere. IHR seid die Eltern, IHR habt es in der Hand, euren Kindern ein glückliches Leben zu ermöglichen, nicht der neue Lebensgefährte, nicht der Freund oder die Freundin, nicht eure Mutter oder euer Vater, nur IHR.
Alles Gute,
Daddy.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Intervalle in der Doppelresidenz

Hallo ihr Lieben,

heute stelle ich euch den ersten gastbeitrag vor. Dieser wurde von Danielle Gebur von der Familienhilfe Potsdam für meinen Blog verfasst. Ich möchte mich herzlichst dafür bedanken.



"Die Scheidung ist vollzogen, die Trennung überstanden. Bei allen eventuell vorhandenen negativen Gefühlen der Wut, Enttäuschung und des verletzt seins, stehen Eltern vor der großen Herausforderung, das weitere Leben in getrennten Haushalten organisieren zu müssen. Aber der Weg zu einer gleichberechtigten und gelungenen Erziehungspartnerschaft kann auch steinig sein. Das „ teilen“ in einer so schweren Zeit nach einer trennung müssen Eltern erst lernen zu akzeptieren. Sie werden ihre Kinder Woche für Woche in den unterschiedlichsten Intervallen nicht bei sich haben(können). Denn die Kinder sind dann beim Vater oder der Mutter. Nur wie sollen diese Betreuungszeiten im Sinne der Kinder geregelt werden? Vor dieser Herausforderung stehen viele Eltern. Sollten die Übergänge möglichst groß gehalten werden? Oder wird im Wochenrhythmus „ gewechselt“? Da gibt es seit einigen Jahren eine Tendenz, die u.a. auch Frau Sünderhauf in ihrem „ Wechselmodell:Psychologie-Recht-Praxis“ beschreibt. Die Tendenz zu kürzeren Intervallen bei eher kleineren Kindern. Das heißt, Kinder in einem Alter bis etwa 3-4 Jahren können eher in kürzeren Abständen von Mutter zum Vater gehen. Dies ist auch im Kontext von Bindung von Vorteil. So schreibt Sünderhauf, das es einen direkte Zusammenhang zwischen Zeit mit dem Kind verbringen und Bindung gibt. Oder in anderen Worten, je mehr Zeit Kinder mit den jeweiligen Elternteilen verbringen( Sünderhauf sprach von der Bindung zum Vater), desto besser entwickelte sich die langfristige Beziehung ( Sünderhauf 2013).Ein weiterer Punkt ist, das ein Zeitverständnis von kleineren Kindern nicht so ist, wie bei Erwachsenen. Das bedeutet, das 4 Tage bei ihnen schon extrem lang ist und sie diese Zeit darüber hinaus kaum einsehen können. Daher ist ein Intervall von kürzeren Wechseln sinnvoller. Was natürlich in den Anfangsjahren eine logistische Herausforderung darstellt. Die Eltern sollten enger Kommunizieren, es müssen Dinge geregelt und besprochen werden und der Kontakt zum anderen Elternteil ist hoch. Im Vorfeld genaue Absprachen mit Betreuungsplänen zu erstellen, kann eine gute und wirksame Alternative sein. Um die tatsächliche und Alltägliche Verantwortung gerecht und fair zu teilen. Und um gleichzeitig die Übergänge der Kinder so neutral wie möglich zu gestalten. Anzumerken ist aber auch, das keine Familie der anderen gleicht. Jede Familie ist individuell. So können sich Eltern an einigen Dingen orientieren, aber dennoch einen eigenen „ Plan“ aufstellen.

Sind die Kinder etwas älter, das heißt ab ca. 4-5 Jahren, können die Intervalle auf einen Wochenwechsel( 7 Tage/ 7 Tage) umgestellt werden. Dies selbstverständlich dann schon in Absprache mit den Kindern. Diese können dazu befragt werden, wenn sich die Eltern im Grunde eher einig sind.





Ich habe mit „ Erziehung im Wechselmodell-Trennungskinder und gelingende Erziehungspartnerschaft“ eine theoretische und empirische Untersuchung durchgeführt. Der Wechsel war in den Interviews auch ein Thema, was die Eltern sehr beschäftigt hat.

Anhand meiner empirischen Untersuchung hat sich gezeigt, dass Eltern u.U. viel experimentiert haben. Es gab Eltern, die hatten einen eher kurzen Wechselmodus, sind dann mit dem Älter werden der Kinder und in Absprache mit ihnen zu einem wöchentlichen Wechsel gekommen. Fast alle der 10 Eltern Berichteten, dass sie mit einem Wöchentlichen Rhythmus sehr zufrieden sind. Es gab Kinder, die das so wollten und demnach den Anstoß dazu gegeben haben. Aber auch Eltern, die gesehen haben, dass es entweder zu viele Wechsel oder eben zu wenige waren. Da lässt sich erkennen, dass jede Familie „ Ihren“ Weg finden kann. Auch wenn dieser in der ersten Phase nach einer Trennung mit Sicherheit holprig, schwer und auch voller Zweifel sein kann. Aber der unbedingte Wille eines Elternteils, das es seinem Kind gut geht, ist die beste Voraussetzung für einen Erfolg."

Montag, 12. Januar 2015

Erfahrungen mit der Doppelresidenz


Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich mich einmal dem thema Doppelresidenz widmen. Dieses thema ist auch bei mir gerade wieder aktuell und deshalb möchte ich mal versuchen meine Sicht dazu nieder zu schreiben.

Erstmal möchte ich den begriff selbst kurz definieren. Die Doppelresidenz, auch Wechselmodell, Paritätischesmodell o.ä. genannt, ist eine Betreuungsform in der die gemeinsamen Kinder gleichwertig oder annähernd gleichwertig von beiden Elternteilen betreut werden. So kann also vieles eine Doppelresidenz sein, von 50/50 bis 70/30 wird so einiges unter diesem überbegriff geführt.

Die umsetzung einer Doppelresidenz muss immer an die umstände im einzelnen Fall zugeschnitten werden. So ist eine 50/50 Betreuung nicht in allen Trennungs-Familien machbar. Auch der wille der Kinder muss berücksichtigt werden. Will ein Kind also mehr zeit mit dem Vater verbringen so sollte ihm dieser Wunsch gewährt werden. Wie und in welcher Form der erhöhte Umgang dann statt findet ist wieder sache der Eltern. Diese müssen nun ihre eigenen Ansichten hinten an stellen um einen Konsens zu finden.

Betrachten wir nun mal die vorteile die eine Doppelresidenz mit sich bringt. Klar sollte sein das ich von den vorteilen für die Kinder rede, die Eltern spielen für mich darin keine rolle.
- Die Bindung zu beiden Elternteilen bleibt erhalten und verstärkt sich in der regel.
- Der Umgang erhält durch das erleben von Alltag sowie freizeit eine andere, bessere, qualität als im Residenzmodell in der ein Elternteil quasi "nur" freizeit erleben kann. Es ist von essentieller Wichtigkeit das die Kinder mit beiden Elternteilen auch dinge wie Krankheit, Hausaufgaben und Arztbesuche erleben.
- Die Eltern sind auf Augenhöhe. Dies vermeidet Konflikte wodurch die Kinder nur profitieren können.
- Kinder kommen nicht in einen Loyalitäts-Konflikt da sie nicht das Gefühl vermittelt bekommen sich für einen Elternteil entscheiden zu müssen.
- Das Risiko dissoziale Verhaltensmuster zu entwickeln wird herabgesetzt. (haben Studien ergeben)
- Es ist eine gewisse Umgangskontinuität gegeben die es im Residenzmodell nicht gibt.

Die meisten dieser Vorteile habe ich selbst erfahren dürfen, so spreche ich hier tatsächlich aus Erfahrung. Ich selbst habe erleben dürfen wie sich die Bindung zu den Kindern verändert hat. Ich konnte selber darauf hin arbeiten das unsere Kinder die trennung ihrer Eltern so gut es geht verkraften können. Ich konnte weiterhin ein teil des Lebens unserer Kinder sein, diese mit formen und ihnen ein angemessenes Leben bieten. Sehen wie unsere Kinder trotz trennung glücklich aufwachsen können.

Als gegenargumente zur Doppelresidenz kommt oft das Thema "lebensmittelpunkt". Kinder würden sich in der Doppelresidenz nirgends richtig zuhause fühlen.  Die häufigen Wechsel würden sich negativ auf das Kindeswohl auswirken.

Ich selbst habe, bei unserem Sohn, erlebt wie er voller stolz sagt; "Ich habe zwei zuhause! Ein Mama-zuhause und ein Papa-zuhause. Ich habe zwei Kinderzimmer und finde beide toll."
Ich habe es erleben dürfen wie wohl und geborgen unser Sohn sich bei mir fühlt, ich gehe davon aus das er sich genauso wohl und geborgen bei seiner Mutter fühlt. Das sind dinge aus meiner eigenen Erfahrung die gegen das Argument des "Lebensmittelpunktes" stehen.
In vielen anderen Ländern der EU gilt die Doppelresidenz als gang und gebe. Es funktioniert in diesen Ländern wunderbar und fördert die Kinder. Wieso sollte es also in Deutschland oder Österreich nicht genauso funktionieren? Auf diese fragen bekommt man dann antworten wie "Kulturelle Unterschiede". Im ernst? Wir reden hier von z.b. Schweden gegenüber Deutschland, nicht von den USA gegenüber Afghanistan oder Saudi-Arabien. Es tut mir leid wenn ich das mal so sagen muss, das ist absoluter Schwachsinn.

In einem Punkt muss ich den Kritikern fast recht geben. Haüfige Wechsel sind, je Älter das Kind wird, nicht sinnvoll. Allerdings sehe ich das nicht als Argument gegen die Doppelresidenz, sondern als Argument für diese. Das, in Deutschland, klassische Modell ist wohl jenes in denen ein Elternteil die Kinder an jedem zweiten Wochenende und an einem Tag in der darauf folgenden woche sieht. Das sind in 4 wochen ganze 8 Wohnungswechsel. In einer 50/50 Doppelresidenz, 7 tage regelung, sind es 4 Wechsel in 4 wochen. Somit ist dieses Argument ziemlicher unfug und wird nur dazu benutzt um einem Elternteil mehr Umgang als dem anderen zu sichern.

Als Fazit ziehe ich daraus das ein Doppelresidenzmodell in allen belangen dem klassischen Residenzmodell überlegen ist. Wer logisch denkt und das Kindeswohl im auge hält wird erkennen das die Doppelresidenz nur vorteile für die Kinder bietet. Die einzigsten nachteile die sich daraus ergeben können sind jene die nur von Egoistisch handelnden Elternteilen gesehen werden können. Ich meine damit nicht das 50/50 Modell exklusive. Sondern alle formen der Doppelresidenz.

Ich gebe ungern harte Urteile ab aber wer sich per se gegen die Doppelresidenz ausspricht, spricht sich per se gegen das Wohl der Kinder aus.

Ich hoffe ich konnte einigen von euch vielleicht die Augen öffnen oder euch zum nachdenken anregen.

Alles gute,
Daddy